Friday, March 02, 2007

Sarah Silverman as Miss Borat?

I really like Sarah Silverman - I even liked some of her movie Sarah Silverman: Jesus is Magic. Okay, I liked the standup part of it. The rest was boring. But the article below from Der Spiegel compares her to Borat and I guess in a way, I can see why. Their controversial style is political and social satire meant to reflect back to us the continued prevalence of bigotry in our society. Baron Cohen explains his work best when he says it is a 'dramatic demonstration of how racism feeds on dumb conformity as much as rabid bigotry'. With Sarah, I think she just likes poop jokes. And let’s face it, who doesn’t? I mean, potty humor is funny. But she admits to admiring Sasha's work, and there's a quote from her in the article below, where she says that Borat "was the most intellectually backwards and yet most important films that I've seen in years." The fact that she thinks his work is intellectually backwards and doesn't recognize her own propensity for scatological humor is slightly amusing.

The interesting difference between Sarah and Sasha comes down to how they've decided to play their characters and how we identify with them. Sasha makes his social commentary by acting like a clueless dumbass, thus allowing the people around him to feel comfortable enough to drop any social niceties they use as a veneer to mask their true feelings; such as their bigotry, racism, or homophobia. And many people who watch his movie and are unfamiliar with Sasha Baron Cohen and the fact that he is in character really hate him, because of course Borat is as bigoted as everyone else in the movie, and that's the point. But even when we're in on the joke, how do we identify with the character Borat himself? Yes, he is obliviously offensive and crude (not to mention oblivious), yet Borat is also from Kazakhstan and Sasha has intentionally kept up an ambiguity as to his character's religious identity – is he Christian? Muslim? Just what is he? If he's Muslim, what is he saying about Muslims? And what does that say about us that we're laughing at him with such ease? The only thing we can discern for sure is that he is anti-Semitic. J. Hoberman from the Villiage Voice writes, “Borat is also a non-Christian other who—by virtue of his primitive nature—ridicules the hypocrisy of the dominant social order.” Hoberman goes on to quote the sociologist John Murray Cuddihy in his The Ordeal of Civility – where he speaks of the newly enlightened Jewish thinkers assimilated into the modern world, Marx, Freud, and Claude Lévi-Strauss all being similarly obsessed with "the raw, the coarse, the vulgar, the naked" and exposing the way in which these things were sublimated by the civil "niceness" of Western culture. (http://www.villagevoice.com/film/0644,hoberman,74897,20.html)

According to Cuddihy’s definition, Sarah Silverman fits the pattern of enlightened Jewish thinker – she is just as obsessed with the sublimation of the “vulgar, the coarse, and the raw”. But Sarah doesn’t have to expose the hypocrisy in others because she embodies both the western i.e. modern and the vulgar i.e. primitive within her own character. She is hypocrisy, all wrapped up in a cute little girly package. Borat's just too hairy to pull that off. But in his own way because Sasha intentionally neutralizes some aspects of the nature of his character he has created comedy that makes us think. And that in and of itself is enough of a reason to watch him.


Miss Borat


Von Marc Pitzke , New York

Pupsen ist noch harmlos: Die US-Komikerin Sarah Silverman schockiert mit Witzen über Vaginas und Flatulenzen. Jetzt wird sie salonfähig: Der TV-Kabelkanal Comedy Central hat ihr eine eigene Sitcom gegeben. Vor Tabubrüchen schreckt sie trotzdem nicht zurück.

Sarah Silverman liebt Fäkalwitze. Zum Beispiel übers Furzen. Dazu erfand sie gerade einen ganzen TV-Sketch. Der ging so: Silverman sitzt mit Freunden beim Brunch in einem Restaurant. Einer nach dem anderen lässt lachend einen fahren. Als Silverman dran ist, drückt auch sie fröhlich - und erstarrt dann entsetzt zur Salzsäule. Die Kamera zoomt auf ihr Gesicht. Sie flüstert: "Ich hab' in die Hose gemacht."

Tabubrecherin Silverman: Meisterin des Fäkalwitzes

Doch damit nicht genug. Nahtlos geht die Szene in ein Musikvideo über. Silverman in einem weißen Wallekleid bei Sonnenuntergang am Felsenstrand, den Weltfrieden besingend: "Ich wollte doch nur sein wie die anderen", flötet sie verträumt, "but I pooped instead".

Man merkt schnell: Sarah Silverman, 36, ist keine normale Komödiantin. Sie schreckt vor nichts zurück: "Silverman bricht Tabus, von denen die meisten nicht mal wissen, dass sie sie haben", schrieb die "New York Times". Ein Pups ist dabei noch harmlos: Er ist, sagt sie, "die universelle Zeichensprache der Comedy".

Männer dürfen so was ja. Die Schreckensherrschaft des flatulenten Macho-Witzes ist ungebrochen: im Kino, in der TV-Late-Night, in Comedy Clubs. Frauen dürfen allenfalls platte Parodien wagen. Erst recht, wenn sie so lieblich sind wie Silverman mit ihrem unschuldigen Engelslächeln. Das setzt sie auch nicht ab, wenn sie Autogrammkarten unterzeichnet - mit "Vagina Silverman".

Die Geräusche der Vagina

Sarah Silverman kommt gerade zur rechten Zeit, denn die US-Comedy steckt in der Sinnkrise, im Niemandsland zwischen politischer Korrektheit und Anarchie, und Silverman ist der weibliche Borat - ein Vergleich, den sie selbst ermutigt. "Borat", sagt sie über den erfolgreichen Film ihres britischen Kollegen Baron Cohen, "war der geistig zurückgebliebenste und doch wichtigste Film, den ich seit Jahren gesehen habe."

Denn auch ihr eigener Witz gärt in den Grenzgefilden des guten Geschmacks. Sie macht sich über Schwule, Schwarze, Juden, Behinderte, Obdachlose und Leukämie-Patienten lustig. Sie wirft mit Sprüchen um sich, die den Zensurpäpsten die Galle aufkochen lassen. Und trotzdem hat sie jetzt den Sprung in den Mainstream geschafft - mit einer eigenen Sitcom im Kabelkanal Comedy Central, Heimat von "South Park" und Jon Stewart.

"Hey", trällert sie in einem Promo-Trailer, gekleidet in einen blütenweißen Tennisdress. "Für die meisten von euch, die Comedy Central gucken: Näher an eine Vagina werdet ihr nicht kommen!" Ja, vor allem die weibliche Anatomie hat es ihr angetan: Eine ganze Folge des "Sarah Silverman Programs" widmet sich diversen Geräuschen, die selbiges Organ machen kann.

Ihr Aufstieg, der sich 2005 mit einer Schock-Szene im Comedy-Untergrundfilm "The Aristocrats" manifestierte ("der erste aus Kot gemachte Wohlfühlfilm", lobte "Newsweek"), ist bezeichnend: Lange fristete Silverman mit ihrem Humor und der Miene einer frommen Klosterschülerin ein Schattendasein am Rande der Standup-Szene. "Stille Verderbtheit", so nannte es ihr Kollege Michael McKean, mit dem sie für "Saturday Night Live" Sketche schrieb.

"Juden lieben Antisemitismus"

Doch stille Verderbtheit ist heute salonfähig geworden. Selbst vor den Anschlägen vom 11. September 2001 macht sie nicht mehr halt, auch das ein Zeichen der Zeit: "Die waren verheerend, mehr als verheerend", sagt sie tief betroffen. "Besonders für mich, denn es war derselbe Tag, an dem ich herausfand, dass der Soy Chai Latte 9000 Kalorien hat. Ich habe den jeden Tag getrunken. Du hörst Soy, du denkst gesund. Und das ist eine Lüge!"

Oder Schwarze: "Jeder gibt den Juden die Schuld am Tod Christi. Und die versuchen es den Römern zuzuschieben. Ich bin eine der wenigen, die glauben, dass es die Schwarzen waren." Seit dem rassistischen Live-Ausbruch des früheren "Seinfeld"-Stars Michael Richards, der seine Club-Zuschauer im November 2006 als "Nigger" beschimpfte, fasst die gesamte Entertainment-Branche der USA Schwarze mit Samthandschuhen an. Nur Silverman nicht.

Oder war das doch eher ein Witz über Juden? "Juden lieben richtigen Antisemitismus", sagt Silverman, jetzt plötzlich völlig ernst. "Denn das ist etwas, was man fassen kann, um zu zeigen, wie real es ist. Es ist nicht nur Gas in der Luft." Silverman selbst kommt aus einer liberal-jüdischen Familie in New Hampshire. Ihr Vater brachte ihr schon als Dreijährige bei, "Bitch-Bastard-Damn-Shit" zu sagen. Als sie sechs war, ließen die Eltern sich scheiden. Silverman wurde, wie sie sagt, zur "knallharten Bettnässerin".

Blutfleck im Schritt

Den Rest ihrer Kindheit beschreibt sie so: "Ich würde es nicht noch mal machen wollen." Sie war schwer depressiv, landete bei einem Psychiater, der ihr das Antidepressivum Xanax verschrieb und sich dann umbrachte. Damals begann sie mit Standup-Comedy. Schmerz nährt bekanntlich den Humor.

Sie zog nach Manhattan, besuchte kurz die New York University und juxte sich durch die einschlägigen Clubs. Schließlich wurde sie von "Saturday Night Live" entdeckt, wo sie in der selben Saison arbeitete wie Mike Myers und Adam Sandler, einem alten Schulkameraden. Ihr einziger Sketch, der es bis zur Kostümprobe schaffte, wurde jedoch kurz vor der Show "gekillt", und zum Ende des Saison wurde sie wieder gefeuert.

Es folgten lange Jahre in den Comedy Clubs, Gastrollen in TV-Shows, Filmklamotten, in denen Sarah schockieren durfte. Einmal malte sie sich einen "Blutfleck" in den Schritt und tat ahnunglos, um die Reaktion des Saals zu testen. Nein, sie habe nicht ihre Periode, sagte sie am Ende: "Ich hatte heute zum ersten Mal Analverkehr." Ihr Konzertfilm "Jesus is Magic" brachte ihr 2005 erstmals ein breiteres Publikum - auch wenn die Kritiker ihn freudig verrissen. "Das verletzte meine Gefühle total", sagt sie heute noch. "Es war wie ein Tritt in den Magen."

Dann kam "The Aristocrats", ein Film, der einfach nur daraus bestand, dass eine Reihe von Komikern den selben sämigen Witz erzählten. Silverman gab ihm ihren eigenen Dreh: Sie erzählte von Joe Franklin, einem alten TV-Talkmaster. Und dann, ohne Vorwarnung, sprach sie in die Kamera: "Joe Franklin hat mich vergewaltigt." Franklin fand das gar nicht komisch und drohte mit Klage. Silverman schlug ungerührt zurück: "Der hat nicht den Mumm, zu klagen."

Fürze ziehen immer

Im vergangenen Jahr wurde sie eingeladen, die Spirit Awards zu moderieren, die Underground-Oscars am Tag vor der eigentlichen Oscar-Verleihung, zu der die Stars in ein Zelt am Strand kommen. Auch dort plapperte sie wie üblich von ihrer Vagina. Der Unterschied zu früher: Dieses Jahr wurde sie erneut als als Zeremonienmeisterin eingeladen. Die Zeit ist endlich reif für Sarah Silverman.

In ihrer Sitcom spielt sie ein Zerrbild ihrer selbst namens Sarah Silverman: rücksichtslos, arrogant, selbstverliebt, manipulativ. Das Debüt lockte 1,8 Millionen Zuschauer vor die Mattscheibe - die beste Serienpremiere auf Comedy Central seit 2004. Zahlen, die ihr langsam zu denken geben: Kann etwas noch subversiv sein, das solchen Erfolg hat? "Ich weiß nicht, wie lange es noch rebellisch ist, wenn jeder meinen Standpunkt vertritt. Es wird abgedroschen und irrelevant."

Nur die Fürze, die ziehen natürlich immer.

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